Mund: Spiegel der Seele
Dass Seele und Zähne eng zusammenhängen, wissen die Zahnärzte – und auch viele Psychotherapeuten – schon lange: Bereits im Jahr 2006 haben daher die Zahnärztekammer Berlin und die Psychotherapeutenkammer Berlin erstmals in Deutschland eine gemeinsame und kostenlose Sprechstunde entwickelt, die von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung organisiert und begleitet wurde. Unter dem Begriff „Seele und Zähne“ ging es um psychische Belastungen, die zu Folgen im Mund führen können wie beispielsweise Knirschen, Zähnepressen und Schäden am Kiefergelenk – und darüberhinaus zu Kopf- und Gesichtsschmerzen, Migräne und Schlafstörungen. Stressbelastung reduziere den Speichelfluss und erhöhe das Risiko für eine Kariesentwicklung erheblich. Damals schätzte man den Anteil an Zahn-Patienten mit gleichzeitiger psychischer Belastung auf rund ein Fünftel der Praxisbesucher. Dies zu wissen und entsprechend zu berücksichtigen, führe zu einer Verbesserung der zahnärztlichen Behandlung, da sie Fehlbehandlungen vermeide, die auf psychischen Herausforderungen und Erkrankungen basierten und daher allein zahnmedizinisch nicht erfolgreich therapierbar seien. Was vor rund 20 Jahren bereits Alltag in der zahnmedizinischen Versorgung war, hat jetzt eine aktuelle Studie indischer Wissenschaftler bestätigt – was vor allem zeigt, dass sich am Bedarf spezifischer Patientenbetreuung nichts geändert hat: Fast jeder dritte Patient in einer Zahnarztpraxis leide unter einer nicht erkannten / nicht behandelten psychischen Belastung oder Erkrankung. Zurückzuführen seien die entsprechenden Symptome im Mundbereich vor allem auf Stress. Die indischen Forscher erweiterten die Liste bekannter entsprechender Zusammenhänge beispielsweise um wiederkehrende Aphten, Oralen Lichen planus (Mundschleimhauterkrankung), Schleimhautverletzungen durch Beißen und Saugen sowie Phantomzahnschmerzen. Zudem könne eine schlechte Mundgesundheit ihrerseits zu seelischen Belastungen und Stress führen. Die Notwendigkeit gemeinsamer Behandlung von „Seele und Zähne“ ist also jüngst erneut bestätigt. Solcherart Spezialsprechstunden werden in Deutschland mittlerweile von einigen Landeszahnärztekammern angeboten.
https://www.dginet.de/patientennews/